Dr.Kotschy

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MIKROSKOPZAHNHEILKUNDE
ODER
MIKROSKOPUNTERSTÜTZTE PRÄZISIONS-
ZAHNHEILKUNDE


Revolution in der Kariestherapie? Das Ende der Sekundärkaries?

Seit Jahren stehen in der Zahn, Mund- und Kieferheilkunde (ZMK) für präzises Arbeiten Lupensysteme zur Verfügung, welche über eine 3-5 fache Vergrößerung verfügen. Mit Hilfe dieser Systeme konnte eine hervorragende Verbesserung und Erhöhung der Präzision erzielt werden. Der von uns öfter geäußerte Wunsch mittels Mikroskop in der ZMK zu arbeiten, ist bis vor wenigen Jahren an der Unbeweglichkeit und Unhandlichkeit der angebotenen Mikroskope gescheitert.

Heute können wir in der Mikroskopzahnheilkunde die Entfernung der erkrankten Zahnsubstanz (Karies) bis in das angrenzende gesunde Gewebe in einer Qualität und Präzision durchführen, die berechtigten Anlass zur Hoffnung gibt, dass es sich dabei um eine restlose Kariesentfernung ohne sinnlose zerstörende Opferung von gesundem Dentin handelt. Die Entstehung der gefürchteten Sekundärkaries wäre damit erfolgreich verhindert! Die Ergebnisse liegen allerdings erst in vielen Jahren vor.
Wie sich seit Einführung der Mikroskopzahnheilkunde gezeigt hat, war bislang eine restlose Kariesentfernung nur in Kombination mit einer zerstörenden Opferung zusätzlichen gesunden Dentins ohne sicheres Kriterium für die Grenzziehung zum Gesunden möglich.

Dies bedeutet:
gesunder Zahn — schlechte Hygiene — Karies — Füllung — jetzt Beginn einer guten Hygiene — Mikroskopzahnheilkunde: nie mehr auch unter der Füllung (!) Karies — wenn Füllungsmaterial sehr gut, Füllung fast immer auf Lebenszeit!! Das ergibt bei erhöhtem Einsatz von Hightech Medizin eine wesentlich verbesserte Lebensqualität für den Patienten.
Nicht so wie traditionell: Füllung hält ja nach Material 5 bis 10 Jahre bei höchster Präzision, nur bei Zufall und Glück auf Lebenszeit!
Der Patient erlebt die Selbsterkenntnis "jeder einzelne Zahn ist ein eigenständiges Organ" wie jedes andere in seinem Körper und die ZahnärztInnen erfahren durch die Mikroskopzahnheilkunde das Erleben mikrochirurgischen Arbeitens.

HISTORISCHES
Das Mikroskop wurde in der Medizin 1921 durch Nylen/Schweden in die Medizin eingeführt, der ein normales Laboratoriumsmikroskop zwecks Anwendung bei der Operation am Ohr in ein Operationsmikroskop umgebaut hat. Die 2. Gruppe von Spezialisten waren die Augenärzte, die in den 40iger und 50iger Jahren das Mikroskop in die tägliche Routine einfließen ließen. Seit 1953 hat die Fa. Zeiss/Deutschland hochprofessionelle Operationsmikroskope erzeugt. In den 60iger Jahren wurde nach entsprechenden Laboratoriumsstudien mikrochirurgische Techniken mit Mikroinstrumenten und entsprechenden Nahtmaterial entwickelt, welche sowohl in der plastischen als auch rekonstruktiven Chirurgie aber vor allem bei der Neurochirurgie im Sinne der Mikrochirurgie angewandt wurden und werden ("Microsurgery a small surgical revolution in the medical history of the 20th century". Autor: Haeseker, B., Journal Netherland- Tijdschrift- voor Geneeskunde, 1999 April 17;143(16):858-64.

In den beginnenden 90iger Jahren wurden von den Autoren Shanelec, Tibbetts, Feldman, Ruddle, Friedman etc. Arbeiten publiziert, die den Vorteil der Anwendung des Mikroskopes in der Endodontie unter dem Motto "Microscop assisted Precision Dentistry (MAP-Dentistry)" zeigen sollten.

1998 hat die "American Association of Endodontics (AAE)" postuliert, dass alle postgraduierten Studenten das "Handling" am Operationsmikroskop durchgeführt haben müssen um ihre Zertifikate zum Facharzt für Endodontie zu bekommen. Eine Umfrage der AAE November 1999 hat erbracht, dass bereits ein Drittel der aktiven Mitglieder in ihren Praxen Zugang zum Mikroskop haben.

In Österreich wurde das Mikroskop in der ZMK seit etwa 1985 in manchen Dentallaboratorien zur Überprüfung von Füllungsrändern, Gussverfahren etc. verwendet. In kieferchirurgischen Zentren und in einigen interessierten Ordinationen wurde das Mikroskop in den 90iger Jahren für die Wurzelspitzenresektion eingesetzt. Es hat sich gezeigt, dass mit der Mikroskopzahnheilkunde die Erfolgsrate bei Wurzelbehandlungen und Wurzelspitzenresektionen mit retrograder mikrochirurgischer Wurzelfüllung dramatisch erhöht werden könnte.

AKTUELLES
Die Firma Zeiss hat im Jahre 2000 eine weitere Perfektion ihres bereits seit kurzem sehr stark für die zahnärztliche Anwendung adaptierten Mikroskopes vorgenommen. Ich wende das Mikroskop auf den Gebieten der Prophylaxe, Parodontologie, konservierende Zahnheilkunde, Endodontie und Prothetik an.
Als jahrzehntelanger Verfechter der Prophylaxe, Parodontologie und miniinvasiver ZMK ist es immer ein Anliegen gewesen, der höchst machbaren Präzision das Wort zu reden. Umso faszinierender war es festzustellen, dass mit dem Operationsmikroskop PRO Magis der Firma Zeiss die Möglichkeit gegeben wurde, die Kariesentfernung auf einen völlig neuen Level zu heben. Das heißt: es ist heute möglich, Karies in einer Qualität zu entfernen, die die so gefürchtete Sekundärkaries vermutlich der Vergangenheit angehören lassen wird.
Was bedeutet das? Wenn wir althergebracht Karies entfernen, anschließend eine Amalgam-, Kunstoff- oder Goldgussfüllung legen, ist die Gefahr (fast 100%) äußerst groß, dass die restlose Kariesentfernung primär nicht gelingt (ohne Mikroskop nicht möglich) und es dadurch nach Jahren unter einer Füllung zu der gefürchteten Sekundärkariesbildung kommt. Diese ist eigentlich keine Sekundärkaries, sondern eine unvollständig entfernte Primärkaries, deren zurückgelassener Rest langsam aber sicher sein Unwesen treibt. Dies tritt je nach Füllungsart und Präzision der gemachten Arbeit nach 5 bis zu 15 Jahren auf.

Wenn man eine alte Füllung (Gold, Amalgam, Kunststoff) entfernt, dann findet man zu 99% Sekundärkaries. Da man sie von außen nicht sieht und auch die Röntgenaufnahmen nur bei massiven Sekundärkariesbefall einen Befund zeigen, sind die weiteren Folgen fatal: extrem große Füllungen, Kronen oder Wurzelbehandlungen; also schwere Schäden für den Patienten.
Wenn es uns daher gelingt die Karies primär restlos zu entfernen und damit unter der Füllung keine Karies mehr weiterwachsen kann, wäre der Volksgesundheit ein großer Dienst geleistet.

Um das Prinzip der Mikroskopzahnheilkunde in der Praxis realisieren zu können, habe ich in Zusammenarbeit mit der Fa. Hu-Friedy (USA) völlig neue Instrumente für die Anwendung in der ZMK entwickelt. Gleichzeitig habe ich bei verschiedensten europäischen und überseeischen Firmen meine Wünsche für Neuentwicklungen von Hand- und Winkelstücken, Ultraschall- und Schallgeräten deponiert und es ist zu erhoffen, dass binnen kürzester Zeit ein ungeheurer Entwicklungsschub für die ZMK möglich sein wird.

Wenn man bedenkt, dass die Zahnheilkunde die höchsten Präzisions-Ansprüche im gesamten medizinischen Bereich erhebt (0-50 Mikron), ist es umso erstaunlicher, dass wir uns erst jetzt jene Möglichkeiten der Mikroskopzahnheilkunde in der Praxis erarbeiten dürfen, die andere Fächer wie Otholaryngologie, Ophthalmologie, plastische Chirurgie und Neurochirurgie seit Jahren entwickelt haben.

Obwohl die Anwendungen dieser neuen Technologie extrem zeitaufwendig sind, hohe Anforderungen an den Operateur und die medizinischen Mitarbeiter gestellt werden und die Teamarbeit in den jeweiligen Praxen äußerst effizient sein muss, ist zu erwarten, dass wir einen elementaren Durchbruch in der Kariestherapie geschafft haben. Ich empfehle daher die Mikroskopzahnheilkunde nicht nur in der Endodontie, sondern in allen Gebieten der Zahnheilkunde - vor allem in der Karies- und Parodontal-Diagnose und Therapie - einzusetzen.

Sollten Sie zu dem Thema "Mikroskopzahnheilkunde" Wissen, Ideen, Informationen oder Hilfen anbieten können, wenden Sie sich an mich unter der E-Mail Adresse: peterkotschy@icloud.com

© MR. Prof. Dr. Peter Kotschy